Medikamentös werden für diese Stadien kurzfristig Diuretika und langfristig Betahistine vorgeschlagen.
Eine wirksame Möglichkeit zur Ausschaltung des organisch bedingten
Schwindels ist die (Teil-) Ausschaltung des Gleichgewichtsanteils mit dem
für das Innenohr giftigen Antibiotikum Gentamycin.
a) der Schwindel sicher unterdrückbar ist und
b) sich das Hörvermögen nicht gerade verbessert, aber meist auch
nicht wesentlich verschlechtern muß,
wird die Methode zunehmend für das Stadium II b empfohlen (Jahnke 1994),
wenn mehr als 2 Schwindelattacken pro Woche auftreten (Morgenstern 1994).
Die Methode hat sich inzwischen so weiterentwickelt, daß durch ein
vorsichtiges Management und flankierende Schutzmaßnahmen Erfolge in
Richtung Schwindelausschaltung erzielt werden und in vielen Fällen das
Hörvermögen durch die Maßnahme nicht bedeutend verschlechtert
wird.
Jahnke (1994) empfiehlt ein langsames Vorgehen mit einer Gentamycinpause
nach 5 Tagen, um so viel wie nötig an Funktion zu unterdrücken
und dabei so wenig wie möglich an Nebenwirkungen zu riskieren.
Zusätzlich deckt er, wenn noch Hörfunktionen vorhanden sind, in
einem erweiterten Eingriff, der nun einer "richtigen Ohroperation" nahekommt,
die Nische des runden Fensters mit einem kleinen Transplantat aus Bindegewebe
ab, um den Ohranteil mechanisch zu schützen. Zugleich wird die
Durchlässigkeit des ovalen Fensters erhöht. Damit soll das Medikament
möglichst direkt den Gleichgewichtsapparat erreichen, ohne unbedingt
den ganzen Gehöranteil zu erfassen
Michel (1998) verlegt den kleinsten verfügbaren Säuglingskatheder
operativ in das Mittelohr in die "Runde-Fenster-Nische" und verbindet ihn
mit einem Insulinperfusor. Dann werden kontinuierlich kleinste Mengen (40
mg/Tag) so lange abgegeben, bis sich Ausfallerscheinungen bemerkbar machen.
Darüber hinaus sind bei dem so unvorhersehbaren Verlauf des M. Menière
m.E. deutlich längere Beobachtungszeiten notwendig.
Zwar wurde, von Sparwald 1973 die Hoffnung geäußert, daß
die Gentamycin-Gabe sehr gezielt auf die Verminderung der Endolymphproduktion
wirken könne. Diese Vorstellung mußte dann aber leider dennoch
sehr schnell verworfen werden, da sich letztendlich die Zerstörung von
Sinneszellen als das eigentliche Erfolgsprinzip der Minderung des
Gleichgewichtsorgans herausgestellt hat.
In diesem Sinne bleibt mir die eher vorsichtig abwartende Einschätzung,
mit diesem Eingriff mit seinen möglichen, ggf. auch gravierenden
Nebenwirkungen so lange zu warten, bis möglicherweise
real Innenohr - bedingte Anfälle mehr als zweimal die Woche auftreten.
Aus dem psychosomatischen Verständnis heraus sollte meiner Meinung nach
dem aber auch noch vorangehen:
eine gründliche neurootologische und psyomatische Befunderhebung.
So sollen der organische Anteil im Gehör und Gleichgewichtsorgan und
auch die möglichen psychogenen und psychosomatischen Anteile im
Gesamterleben und im Gesamtgeschehen berücksichtigt werden, um dann
gezielt und abgestimmt auf den individuellen Fall vorzugehen.
Ich hätte Schwierigkeiten, die Gentamycin Ausschaltung für Stadium
I empfehlen.
Auch habe ich große Zweifel, daß sich der Menièresche
Verlauf durch die Gentamycin-Intervention tatsächlich stoppen
läßt.
Und ich habe inzwischen den Verlauf eines Patienten, den ich schon lange
kenne, verfolgt, der sich die Behandlung begeben hat. Hier kam es zu einer
zwar nicht ausgeprägten, aber immerhin dokumentierten
Hörverschlechterung, so daß ich auch ganz praktisch meine Zweifel
bestätigt sehe.
Die chemische Zerstörung des Labyrinths Gentamycin in die
Paukenhöhle
Dazu muss zunächst ein kleines, sog. "Paukenröhrchen" ins Trommelfell gelegt werden.
Dies erfolgt in lokaler Anästhesie.
Dieses Verfahren
wurde ursprünglich nur bei schon sehr schlechtem Gehör (Stadium
III) angewandt.
Seitdem sich aber herausgestellt hat, daß mit dieser
Methode
Stoppt Gentamycin den Meniere ???
Prof. Lange, ehemals Wuppertal, jetzt eremitiert in Mainz, so weit, dass er im Tinnitus-Forum 2/99 und anderen Zeitschriften empfiehlt, seine, in den letzten Jahren bei insgesamt 37 Patienten mit einer Nachunterungszeit von 2 Jahren entwickelte niedrig dosierte, Gentamycin-Behandlung schon sehr frühzeitig bei wiederholten schweren Meniere-Anfällen einzusetzen.
Die "neue Diskussion" um die Ausschaltung des Menieres
Dies schlägt er auch für das Stadium I vor, wenn das Hörvermögen immer wieder Normalwerte erreichen kann.
Er vermutet gar, dass sich der Meniere-Verlauf durch die Gentamycin-Intervention tatsächlich stoppen lässt.
Unter Berücksichtigung der psychosomatischen Zusammenhänge sowie
der psychogenen Anteile des Menière-Schwindels, muß auch bei
dieser Intervention immer mit bedacht werden, in wieweit der Eingriff selber
schon eine starke Wirkung auch auf die Stabilisierung des Patienten hat.
Sinnvoll ist, dass man mit schwindelstoppenden Massnahmen nicht warten muss, bis dass Gehör endgültig ausgebrannt ist und möglicherweise im Verlauf Berufsunfähigkeit, Invalidität oder massive depressive Reaktionen aus organischen Ursachen eingetreten sind.
Wenig sinnvoll finde ich ein dann doch nicht einlösbares Heilsversprechen bei unsicherer datenlage und eine sicher unzureichenden Nachbeobachtungszeit.
Bis die andere Gehirnseite die Funktion der (teil-) ausgeschalteten Seite übernommen hat, bleibt ein Augenzittern zur gesunden Seite (Ausfallnystagmus). Dies hängt aber von der Menge des insgesamt notwendig gewordenen Gentamycin ab. Je weniger nötig, desto geringer auch die schwindelnde Zeit hinterher. Auch von daher ist die neue Technik mit dem alten Medikament ein grosser Fortschritt.
In den ersten drei Ausgaben dieses Meniere- Büchers habe ich beschrieben, wie ich nach meiner Innenohrausschaltung noch gelitten habe. Dies scheint ungünstigerweise auch dazu geführt zu haben, weswegen viele Menschen sehr lange sehr zögerlich gegenüber dieser Methode geblieben sind und dann erstaunt waren, dass ich oft gerade die Gentamycin-Therapie empfehle.
Obwohl ich glaubte, mein spezielles Leiden und meine von mir selbst viel zu hohe Gentamycingabe differenziert dargestellt zu haben, kam bei vielen offensichtlich die wesentliche Botschaft an: Die Gentamycinausschaltung sei lang anhaltend und schmerzhaft.
Bei mir war es, dass in der Tat aber auch deshalb, weil ich mir selber sehr viel und zuviel Gentamycin und nachher auch Streptomycin ins Ohr gegeben habe. Dementsprechend lange waren auch die Nebenwirkungen. Diese habe ich wie folgt beschrieben:
Aussichten
Inzwischen muss man sagen, dass insbesondere die Operateure, die mit der Methode vertraut sind, die Gentamycinausschaltung sehr viel sorgfältiger und vorsichtiger machen.
Aus diesem Grunde kann ich die Gentamycin-Therapie insbesondere dann empfehlen, wenn die Anfallhäufigkeit schon zu gross ist und das Hörvermögen noch zu gut ist, um ganz einfach das Innenohr chirurgisch auszuschalten. Letzteres wird manchmal dann vorgeschlagen wird, wenn die Hörfunktion gegen null ist.
Wenn man, wie es richtig ist, Gentamycin vorsichtig und gut verteilt über einen längeren Zeitraum ins Mittelohr gibt, so ist die Wahrscheinlichkeit der schmerzhaften Nebenwirkungen sehr gering. Auch sorgt dann wahrscheinlich auch die kontinuierliche langsame Innenohrausschaltung dafür, dass mit weniger Ausfallschwindel zu rechnen ist.
Insgesamt kann man dann davon ausgehen, dass auch nur die Menge tatsächlich ins Innenohr gelangt, die dann auch therapeutisch wirksam ist.
Um es noch mal ganz deutlich zu sagen, es spricht sehr viel für diese Art der Ausschaltung des erkrankten Gleichgewichtorgans, wenn die oben beschriebenen Umstände vorliegen. Diese Meinung wird u.a. auch von W. Arnold (München) (2001) vertreten.
Wenn das Ohr ganz taub ist, greifen (noch) "einfachere chirurgische Ausschaltungsmöglichkeiten (periphere Labrinthausschaltungen durch das Innenohr).
Wenn auch die bisher beschriebenen invasiven Massnahmen den Schwindel nicht zufrieden stellend unterdrücken können, kann noch weiter gegangen werden. Dann werden alle Nervenverbindungen zwischen dem peripheren Sinnesorgan und dem zentralen Gleichgewichtszentrum durchtrennt, dies nennt sich Neurektomie.. Dabei wird jeder Ansatz vom Eingreifen in das Krankheitsgeschehen selbst aufgegeben. Soll im Ohr wirbeln was will, die Leitung zum Zentralnervensystem wird durchgeschnitten. Es soll endlich Schluss sein mit den nicht ertragbaren Schwindelanfällen.
Zum Schluss: Natürlich kann für Seiten (oder deren links), zu denen von hier "links" führen,
keine Garantie oder Gewähr übernommen werden .
1.10.2008