Anders dagegen verhält es sich bei einem chronischen, anhaltenden Lärmschaden.
Hier führt ein konstant und ständig einwirkendes lautes Umgebungsgeräusch, zu einer immer wiederkehrenden überreizung und auch langsamen Schädigung der Sinneszellen. Im Arbeitsbereich ist deswegen die zulässige Lärmbelastung über acht Stunden auf 85 dB (A) begrenzt.
Das Mass dB(A) dies ist ein Wert aus der Arbeitsmedizin, wobei das "A" bedeutet, dass die Menschen diesen Schallpegeln mindestens über acht Stunden ausgesetzt sind.
Während nach Jahrzehnten im Arbeitsbereich weitestgehend konsequente Schutzmassnahmen eingeführt wurden, so etwa lärmärmere Maschinen sowie individuelle Lärmschutzmassnahmen, etwa die "Mickymäuse", wird oft das individuelle Umfeld immer lauter.
Diskotheken kennen scheinbar keine Obergrenzen und die in der Regel über stunden getragenen Walkmen mit Schallwerten über 105 dB scheinen jeder Vernunft entgegen zuzunehmen.
Was da, vielleicht verstehbar auf einer andren Ebene, wirksam zu sein scheint, ist das der Lärm eine wichtige Aufgabe hat.
So vermutete C.G. Jung schon 1957 in einem Brief an K. Oftinger, dem Begründer der "Liga gegen den Lärm" in Zürich, dass der Lärm gegen die Leere, die Langeweile vielleicht auch als "Kompensation der Angst" nötig sei.
Er überdecke möglicherweise die instinktiv gespürte Angst vor der Kehrseite der Medaille des Zivilisationsfortschritte.
"Der Lärm schützt uns vor peinlichem Nachdenken, er zerstreut ängstliche Träume, er versichert uns, dass wir alle zusammen seien und ein solches Getöse veranlassen, dass niemand wagt, uns anzugreifen."
Wirkliche Besserung liesse sich da nur bei einer gründlichen "Sinnesänderung" erhoffen.
Die zahlreich vorgetragenen Theorien zur Ursache der plötzlichen Hörminderungen lassen im wesentlichen auf zwei Vorstellungen zurückführen:
1. Eine (vorübergehende) Durchblutungsstörung als auslösendes Ereignis.
Dabei wird ein thrombotischer oder embolischer Verschluss angenommen.
Da das Innenohr mit der "A. labyrinthi" durch eine Endarterie versorgt wird,
kann dieses Ereignis sicher nur bei vollständiger Taubheit als beständiges betrachtet werden.
Bei allen anderen Formen muss sich auf Dauer wieder eine ausreichende Form einstellen.
Das Innenohr wird nur durch ein einziges Blutgefäss, durch eine sogenannte Endarterie, versorgt.
So ist das Innenohr einerseits besonders anfällig, es ist anderseits aber dadurch geschützt, dass dieses Blutgefäss, die Arterie,
in seiner Funktion zu den das Gehirn versorgenden Blutgefässen gehört.
Das Gehirn, das für das überleben am wichtigste Organ, sorgt gut für sich. Selbst bei grossen Blutverlusten wird das Gehirn solange wie möglich versorgt,
auch wenn andere Organe wie sogar die Niere, dafür von der Versorgung abgekappt werden.
Unter normalen Umständen, wenn der Blutdruck nicht genug nach oben liefert, sorgt eine Ohn-macht für die richtige Fliessrichtung.
So kann eine vorübergehende Durchblutungsstörung zwar der Ausgangspunkt für eine Hörschädigung und einen Tinnitus sein,
nicht aber der Grund für das Anhalten und Auf-rechterhalten der Schädigung oder des Tinnitus.
Wenn eine Durchblutungsstörung dauerhaft vorläge, müsste das Ohr ertauben. Dies ist zum Glück nur selten der Fall.
2. Die zweite Erklärungsansatz für ein Hörsturz - Geschehen geht von einer Schädigung durch Viren aus.
Hierbei werden eine Reihe von Viren, die sogenannten "neurotropen" Viren verdächtigt.
Dazu gehören Mumps-, Herpes zoster-, Masern-, Influenza-, Adeno- Viren.
Diese befallen, mit besonderer Vorliebe Nerven und dann eben auch den Hör und Gleichgewichtsnerv.
Tritt ein Hörverlust öfters auf, so handelt es sich nicht mehr um einen Hörsturz, sondern beispielsweise um Endolymphschwankungen , die ebenso wenig wie die nun beschriebenen Lärmschäden oder psychogenen Hörschwankungen definitionsgemäss und in therapeutischer Konsequenz nicht als Hörverluste unbekannter Genese aufzufassen sind.
Eine positive Beeinflussung des Hörsturzes durch die Gabe von Medikamente gegen die Virusausbreitung konnte nicht gesehen werde (Schmalzing 2006).
Hörstürze entstehen häufig aus anhaltenden Belastungssituationen oder,
wie wir das auch von Herzinfarkten kennen, nach Beendigung solcher Dauerzustände.
Auch wenn trotz unspezifischer, polypragmatischer Therapie meist gut geholfen werden kann, ist es dennoch sinnvoll, die Umstände ernst zu nehmen, über die das hoch sensible Hörorgan plötzlich "gestürzt" ist. Hier können Weichen gestellt werden zur Vorbeugung weiterer Ereignisse oder anderer Krankheitsformen, wie etwa von Erschöpfungszuständen. Oft scheint es aber so zu sein, dass erst ein Tinnitusleiden hinzukommen muss, um genauer hinhören zu müssen.
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